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      Dipartimento di Lingue e Letterature Straniere   

 

«Ad ogni modo, quando un argomento si presenta fortemente controverso - e qualunque problema relativo al sesso lo è - non si può sperare di riuscire a dire la verità. Si può solo dimostrare in che modo si è giunti a  sostenere l'opinione che se ne ha.»

Virginia Woolf
Una stanza tutta per sé

 

 

Frauen lesen anders

di

Ruth Klüger

 

Questo testo è stato tratto da : Ruth Klüger, Frauen lesen anders, in Ead., “Frauen lesen anders”, DTV, München, 1996 (5^ed. 2007), p.83-104. Il testo apparve per la prima volta nel 1994 sotto il titolo 'Lesen Frauen anders?' nella collana “Heidelberger Uni-versitätsreden” presso la C.F. Müller Verlag di Heidelberg e, a ottobre dello stesso anno, fu pubblicato nel numero 48 del settimanale Die Zeit.

 

 

Bücher wirken anders auf Frauen als auf Männer. Dies sollte kein heikles Thema sein. Doch fürchten Frauenrechtlerinnen, daß eine solche Behauptung den weiblichen Geschmack und die weibliche Denkfähigkeit in Frage stellt, und ihre Gegner fürchten einen weiteren Angriff auf den liter"arischen Kanon. Und doch: Längst haben wir von der Rezeptionsästhetik gelernt, daß das Wort, der Text, der Roman oder das Gedicht kein Ding an sich ist, dessen werkimmanenter Sinn sich den vertrauensvoll Lesenden bedingungslos erschließt und immer gleichbleibt. Jeder und jede von uns liest anders, wie kein Leben mit einem anderen identisch ist und sich jedermanns und jeder Frau Weltverständnis von jedem anderen unterscheidet.

Woman reading on the top of a ladder - 1920

Es ist uns eine Selbstverständlichkeit, daß wir einen japanischen Roman mit weniger Einfühlung lesen können als, sagen wir, Fontanes >Effi Briest<, wobei andererseits gerade das Exotische des japanischen Werks zum Lesevergnügen beiträgt. Der Einheimische liest mit weniger Erstaunen, dafür kritischer und genauer, also anders. So gibt es auch innerhalb derselben Kultur Differenzen, die das Leseverständnis beeinflussen, wie die zwischen den gesellschaftlichen Schichten oder Klassen, die sich in einer Demokratie allerdings immer mehr verwischen. Auffällig bleiben dagegen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, sowohl die der Sozialisierung wie die biologischen. Wie sollte es denn anders sein, als daß Frauen und Männer, die weitgehend anders leben und mit anderen Erwartungen erzogen werden (ja, auch noch im Westen!)anders lesen?

 

Zwar gibt es rein sachliche Texte, die für beide Gesclechter dasselbe bedeuten. Fahrpläne, zum Beispiel.  Vor den Ankunfts- und Abfahrtstafeln der Bundesbahn wird der Mensch androgyn. Doch schon bei Gebrauchanweisungen treten die Unterschiede in Kraft. So werden die Anweisungen in Kochbüchern von den meisten Frauen lustvoller gelesen als die Anweisungen zum Wechseln eines Autoreifens. Das soll uns nicht zu dem Fehlschluß verführen, daß Frauen mehr essen als Männer und kaum Autofahren, sondern liegt daran, daß Frauen meinen, es würde ihnen eher gelingen, die Anweisungen des einen Handbuchs auszuführen als die des anderen. Die Ausnahmen bestätigen die Regel. Vor allem sind die Ausnahmen sehr selbstbewusst, angefangen mit denjenigen kleinen Mädchen, die lieber Chemieexperimente ausführen als Puppenkleider nähen, bis hin zu den erwachsenen Mechanikerinnen. Sie alle gehen anders, nähmlich mit diesem Ausnahmebewußtsein, an die Sache heran als ihre männlichen Spielkameraden, beziehungsweise Kollegen. Sie denken jetzt sicher, solche Verunsicherungen seien angelernt, und man könne die Leute umerziehen. Stimmt. Vom Umlernen soll im weiteren auch noch die Rede sein. Hier geht es vorerst darum, daß sogar sachliche Texte auf geschlechtsspezifische Reaktionen stoßen. Ich will jedoch vor allem von Literatur, von Belletristik, sprechen, von Texten, die sich auf Menschliches beziehen.

Eine solche Begrenzung der Belletristik aufs Menschliche ist anfechtbar, denn es gibt hochliterarische Texte, besonders in der Lyrik, die sich so sehr der Musik nähern, daß sich in ihnen die Sprache gewissermaßen verselbständigt und von den Realitätsbezügen entfernt, wie das ja auch in der abstrakten Malerei der fall ist. die Reaktion auf solche Texte ist wohl am wenigsten geschlechtsspezifisch.

Aleksandr Deineka - "Giovane donna con libro" - 1934

Es gibt aber auch eine Literaturtheorie, derzufolge alle Literatur nur sprachbezogen ist, die einem historischen Roamn, der sich müht, die Vergangenheit zu interpretieren, un einem späten Gedicht von Celan dieselbe Behandlung angedeihen läßt und uns belächelt, wenn wir uns mit Inhalten auseinandersetzen. eine solche Literaturtheorie lehnt außerästhetische, zum Beispiel moralische , Überlegungen als nichtliterarisch und daher anzulässig ab. Besonders das Leserbedürfnis nach Identifizioerung in der erzählenden Prosa steht heutzutage nicht sonderlich hoch im Kurs und wird uns als eine kindliche Vorstufe des reifen, kritischen Lesens ausgelegt. Ich möchte aber vorschlagen, daß uns gerade dieses nur scheinber kindische Bedürfnis nie verläßt und uns auch nicht verlassen soll, obwohl es sich mit der komplexer und umfassender wird. denn sogennannte rein ästhetische Kriterien können auch ein Alibi sein, das einer vorherrschenden Lebensanschauung dient, zum Beispiel der männlichen, indem sie Inhalte, unter dem Deckmantel der künstlerischen Allgemeingüligkeit, einer weiteren Debatte einfach entziehen.

Dazu ein beispiel aus der bildenden Kunst, Fast jede große Kunstgalerie hat eine Gemälde aufzuweisen, das den >Raub der Sabinerinnen< darstellt. Und bei jeder Führung wie auch in den Katalogen heißt es, man möge die komposition bewundrn, den Farbkontrast würdigen. Nur: Wir blicken auf einen Gewatakt, von muskulösen Männern an halbnackten Frauen verübt, unwilligen Menschen, die von Stärkeren verschleppt werden. Ich höre zu, ich schaue hin, und ich frage mich betreten: Warum sagt niemand etwas zum inhalt? Ich weiß auch die Antwort: Weil der Raub und die Vergewaltigung zur mytisch-historischen Vorlage gehören und nur dazu da sind, damit der Maler sein Können demonstriere.

Als Frauen stehen wir vor diesem Prink und dieser Pracht, wo unseresgleichen zu Gegenständen erniedrigt wird, und verdrängen unsere Beklemmung, um unser Kunstverständnis nicht zu kompromittieren. Manchmal sind die Opfer so gemalt, daß sie ihre Erniedrigung zu genießen scheinen, eine Übertünchung, die die Sache noch verschlimmert. Nun will ich das Gemälde beleibe nicht aus der Galerie entfernen und möchte auch weiterhin öber seine technischen Vollkommenheiten belehrt werden; nur möchte ich außerdem die Inhaltsfrage stellen. Denn es liegt doch auf der hand, daß Männer und Frauen ein solches Sujet unterschiedlich betrachten, und wir hegen gerechte Zweifel, wenn die experten uns versichern, daß das Gemälde mit Machtanspruchüchen nur minimal zu tun habe.

Félix Vallotton - "La liseuse" - 1922

Ähnlich verhält es sich mit der Darstellung von Gewaltakten und deren Rezeption in der Literatur. Der Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 1992, George Taboti, sagte in seiner Dankrede, die schönstes Liebesgeschichten, die er kenne, seien >Othello< und >Woyzeck<.1 Der einflußreichste deutsche Kritiker, Marcel Reich-Ranicki, hat einmal im Fernsehen seine Vorliebe für »Liebesgeschichte« ›Kabale und Liebe‹ kundgetan. Wer will abstreiten, daß es sich bei allen dreien der genannten Dramen um Meisterwerke der Literatur handelt? Wie denn anders, wenn Shakespeare, Büchner und Schiler die Autoren sind? Aber die schönsten Liebesgeschichten? So würde eine Frau sie auf Anhieb kaum nennen. Wird doch in jeder von ihnen die geliebte vom Geliebten umgebracht, und zwar auf recht brutale Weise, erdrosselt von Othello, erstochen von Woyzeck, vergiftet bei Schiller.

 

Wenn ich sagen wollte, die schönsten Liebesgeschichten, die ich kenne, seien Kleists ›Penthesilea‹, wo die Titelheldin ihren geliebten Achilles zerfleischt, als Ersatz für den Liebesakt, und Hebbels ›Judith‹, in der die Titelheldin dem Holofernes nach dem Liebesakt den Kopf abschlägt: Würde ein männlicher Leser nicht mit Recht meine Bezeichnung dieser Faszinosa als schöne Liebesgeschichten mit Beunruhigung aufnehmen?

Was geht hier vor? Die Verherrlichung oder Verharmlosung der Gewalt gegen Frauen in der Literatur beginnt früh, zum Beispiel mit dem ›Heiderröslein‹. Man sollte meinen, daß sich die symbolische Darstellung einer brutalen Vergewaltigung, vertont oder unvertont, nicht zum Schulunterricht eigne und schon gar nicht auf eine Stufe mit wirklichen Liebesliedern gesetzt werden solle. Denn Goethe hin, Schubert her, die letzte Stophe ist eine nur leicht verbrämte Terrorszene:

Doch der wilde Knabe brach
's Röslein auf der Heiden.
Röselein wehrte sich und stach
half ihm doch kein Weh und Ach
Mußt' es eben leiden.

Die verharmlosung entsteht dadurch, daß der Vergewaltiger, also ein ausgewachsener, zumindest geschlechtsreifer Mann, als »wilder Knabe« einherkommt, daß die Tat symbolisch an einer Blume ausgeführt wird, obwohl deutlich Kraftmeier und schwächeres Mädchen gemeint sind, und daß im hingeträllerten Refrain

Röslein, Röslein, Röslein rot
Röslein auf der Heiden.

der Terror verplätschert.2 Das Lied ist verlogen, weil es ein Verbrechen als unvermeidlich und obendrein wie eine Liebesszene darstellt. Helke sander hat in ihrem - umstrittenen- Dokumentarfilm ›(Be)Freier und Befreite‹ einen Männerchor eingesetzt, der das »Heiderröslein«, kommentarlos und unmißverständlich, im Kontext der Massenvergewaltigungen des Zweiten Weltkriegs singt. damit ein Mädchen oder eine Frau ein solches Lied hübsch findet, muß sie mehr von ihrem menschlichen Selbstbewußtsein verdrängen, als sich lohnt, von ihren erotischen Bedürfnissen ganz zu schweigen.

 

Wie lernen wir lesen? Die ersten Kinderbücher sind ziemlich geschlechtsneutral und handeln von hunden und Katzen und der Entdeckung der gegenstänlichen und natürlichen Welt. Alle Kinder lieben Puh den Bären und Bambi das Reh. Je mehr sie sich der Pubertät nähern, je mehr sich also ihre rotik entwickelt, desto mehr scheiden sich die Geister in männlich und weiblich. Dabei drängt sich die Frage auf, was daran anerzogen und was angeboren, also biologisch bedingt ist. Beim jetzigen Stand unserer Gesselschaft, in der Mädchen und Jungen unterschiedlich, also auch mit einem anderen Erwartungshorizont, erzogen werden, können wir nichts Bestimmtes überdie Unterschiede ihrer natürlichen Veranlagungen aussagen, sondern nur daran herumrätseln.

 

Fest steht: Es gibt eine Mädchen- und eine Jugendliteratur. Sie ist nicht streng und absolut geschieden, doch lesen Mädchen eher Jungenbücher als umgekehrt. Ein grund dafür ist sicher die Sozialisierung. Jungen werden eher von ihren Altersgenossen verspottet, wenn sie ›Pippi Langestrumpf‹ oder  ›Heidi‹ lesen, während Mädchen es sich erlauben können, mit einem Band Karl May in der Hand gesehen zu werden. dazu kommen in den vergangenen zwei Jahrzehnten, in Amerika wie in Deutschland, Romane, die sich ausdrücklich mit den Problemen heranwachsender Mädchen beschäftigen, also von vornherein einen ausschließlich weiblichen markt anvisieren, was natürlich weder für noch gegen die Qualität dieser Werke spricht.

Franz Eybl - Jeune fille lisant (1850)

Der zweite Grund, dem ersten verwandt, ist, daß wir Frauen früh so lesen lernen wie das andere Geschlecht, auch dann wenn die Lehrer, angefangen mit der Mutter, Lehrerinnen, also selbst Frauen sind. In der von Frauen überlieferten Literatur, den mündlich erzählten Märchen, die sich ja auch die Brüder Grimm von einer Frau, Dorothea Viemann, hersagen ließen, spielen die Mädchen eine relativ aktive Rolle. In den Schulen hat man erst in den letzten Jahren angefangen, ein wenig Rücksicht auf die Entwicklung des Selbstvertrauens der Schülerinnen zu nehmen. Im Grunde lernen sie noch immer so lesen, wie Männer lesen. Es bleibt uns ja nichts anderes übrig. Von Caesars ›Gallischem Krieg‹ bis zu Nietzsches ›Also sprach Zarathustra‹ und Grass' ›Katz und Maus‹ bestimmt männliches Handeln und Denken, männliche Erotik und männlicher Ehrgeiz, was als klassisches Lesematerial, von der ersten Lateinstunde bis zum germanistischen Oberseminar, in Frage kommt. Dabei ist der hartnäckigen  Phallozentrismus der eben genannten Werke so augenfällig, daß man sich sofort fragen müßte, was Schülerinnen und Studentinnen damit anfangen können. Sicher weniger als die männlichen Leser. Statt dessen setzt man meist stillschwegend voraus, es sei eine Zeitverschwendung für Jungen, so zu denken, wie ein Mädchen denkt, während es als selbstverständlich gilt, daß Frauen sich anpassen. (Jetzt fragen sich sicher einige von Ihnen, was es denn zum Beispiel im Lateinischen gäbe, das man an die Stelle der martialischen Texte setzen könnte. Genau diese Reflexion ist wünschenswert. Es gibt natürlich Texte, die sogar für beide Geschlechter ansprechender sind als die erwähnten, im Lateinischen von Männern geschriebene, im Deutcshen auch von Faruen geschriebene.) Die Frage, wo man das Lesematerial herbekommen soll, stellt den Kanon in Farge. Welche Schriften werden als mustergültig anerkannt und auf welcher Basis? Der »status quo« ändert sich nur langsam und verlangt von den Jungen nicht, daß sie sich der Anstrengung unterziehen, die für Mädchen eine Gegebenheit ist, nämlich den Standpunkt des anderen Geschlechts nachzuvollziehen. Was für Mädchen als Bereicherung gilt, ist für Jungen eine Zumutung und wäre doch, wenn man es nur einsehen wollte, auch für sie eine Bereicherung.

 

Der Mensch ist lernfähig. Wir Frauen lernen lesen, wie die Männer lesen. Es ist nicht so schwer. Die interessanten Menschen in den Büchern, die als wertvoll gelten, sind männliche Helden. Wir identifizieren uns mit ihnen und klopfen beim Lesen jede Frauengestalt auf ihr Identifikatiosangebot ab, um sie meist seufzend links liegenzulassen. Denn wer will schon ein verführtes Mädchen oder ein verführendes Machtweib oder eine selbstmörderische Ehebrecherin oder ein puppenhaftes Lustobjekt sein? Höhenflüge und Abenteuer wollen wir und widmen uns dementsprechend den Männergestalten, denen wir das allgemein Menschliche abgewinnen. Wir werden dadurch aufmerksame Leserinnen, während die meisten männlichen Leser oft wenig anfangen können mit Büchern, die von Frauen geschrieben sind und in denen Frauen die Hauptrolle spielen.

Sie erlauben eine persönliche Anedokte. Vor zwei Jahren veröffentlichte ich eine Autobiographie, in der ich dieses Problem ansprach. Ich hielt mein Buch ganz unbefangen für ein Frauenbuch, das heißt, ich stellte in Rechnung, daß mehr Frauen als Männer es lesen würden, schon darum, weil Männer selten Bücher von und über Frauen lesen. Das Buch wurde zwar ein weitaus größeres Erfolg, als ich voraussehen konnte, doch ich hatte recht: Der Großteil meines Publikums ist weiblich.3 Ich weiß das von Buchhändlern, Leserbriefen und Lesungen. Ich bin damit zufrieden, warum auch nicht? Nun muß man wissen: Das Buch hat einen feministischen grundzug, und man findet darin die schwersten Vorwürfe gegen das Patriarchat. Die haben meine männlichen Leser ohne Murren geschluckt. Die Gräte, die vielen im Hals stecken blieb, ist dagegen ein Satz, in dem ich mich an Leserinnen wende - und zwar ohne das heute übliche große »I« in der Mitte des Worts-, in dem ich mich also nur an Frauen wende und dann in Klammern hinzufüge: »wer rechnet schon mit männlichen Lesern? Die lesen nur von anderen Männern Geschriebenes.«4 Wie gesagt, steht in meinem Buch einiges, worauf ich Widerspruch erwartete. Zum Beispiel behaupte ich, daß Frauen mehr über Gut und Böse wissen als Männer, die das Gute oft trivialisieren und das Böse dämonisieren. auf diese immerhin gewagten Scherze hat mich bis jetzt kaum jemand angesprochen. Doch fast jeder Mann, der das Buch glesen hat, trägt sich mir als Widerlegung meiner hingeworfenen und relativ harmlosen Bemerkung über mein vermutliches Lesepublikum an, und zwar mit Vehemenz. Sie wird als beleidigend und ungerecht empfunden, weil sie davon ausgeht, daß die Auswahl der Bücher, die man liest, nicht nur mit ihrer literarischen Qualität, sondern auch mit der sozialen Einordnung der jeweiligen autoren zu tun hat. meine Bemerkung setzte voraus, daß Bücher von Frauen oft trivial und unseriös abgetan werden, noch bevor man sie gelesen hat. Das Qualitätsurteil kommt erst in zweiter Linie, ist also ein Vorurteil. Ähnlich entscheidet eine männliche Zuordnung, daß Männerfreundcshaften Bündnisse, Frauenfreundschaften Kaffeekränzchen sind und beurteilt die literarischen Verwertungen solcher beziehungen dementsprechend. Die Tatsache, daß es diese Normierung gibt, die männlich gleich meschlich setzt und Frauen nur las Mitläufer anerkennt, ist selten strittig. Doch indem ich diese Tatsache aussprach, habe ich ihre Allgemeingültigkeit verworfen und, da ich zufriden schien mit einem vorwiegend weiblichen Publikum, hatte ich noch obendrein die Überlegenheit des männlichen Lesepublikums in Farge gestellt. Anders kann ich mir die Entrüstung, der ich begegnete, nicht erklären.

Ralph Ellison, der berühmte, jüngst verstorbene amerikanicshe schwarze Autor des Romans ›Invisible Man‹ schrieb einmal, er habe als Junge Mark Twains Roman ›Die Abenteuer des Huckleberry Finn‹ selbstverständlich vom Standpunkt des weißen Ich-Erzählers Huck und nicht etwa vom Standpunkt des entlaufenen Sklaven Nigger Jim rezipiert. Denn dieser ist eine reduzierte, etwas schlotternde Nebengestalt, von der man sich nicht inspirieren lassen kann, und jener, der Weiße, ist der Held und Abenteurer. Ähnlich interessiert sich die Leserin für Hamlets Konfrontationes mit dem Tod und den Eltern, für Fausts Zweifel und Versuchungen, aber nur mit leisem (oder auch mit tiefem) Unbehagen für Gretchens und ophelias Hingabe, für Tod und Wahnsinn dieser beiden. Dieses Unbehagen, das Ellison vielleicht auch bei der darstellung des Nigger Jim gesürt hat, diese Sippschaft mit den erwähnten Frauengestalten, die durch und für ihre Männer früh und grausam sterben müssen, dieses Unbehagen fehlt bei männlichen Lesern, die solche Frauengestalten eher als Selbstbestätigung hinnehmen, ihnen die Herablassung des Mitleids angedeihen lassen und sie daher gerne mögen.

Renoir -"Donna che legge" - 1900 ca.

Wir, die gelernt haben, wie Männer zu lesen, unterdrücken das Unbehagen, denn wir wissen nicht recht, wohin damit. eigentlich wollen wir sagen: »Wir sind nicht so, und es geht auch anders.« In Wirklichkeit sagen wir oft: »Wir fühlen uns in die Helden ein, also sind wir wie sie« - und wissen doch, wir sind's nicht. Vor allem lernen wir, die Verachtung, mit der weibliche Gestalten in der Literatur oft gebranmarkt sind (es fängt mit solchen Redewendungen an, wie »ein hübsches Ding«), nicht als solche zu kritisieren. Uns das halte ich für einen Fehler, denn die Auseinandersetzung mit Irritationen ist heilsamer als das passive Hinnehmen.

 

Ja, aber, denken Sie jetzt, große Literatur handelt doch vom allgemein Menchlichen, an dem beide Geschlechter teilhaben. Und Ähnliches hätte ich doch selbst gerade im Zusammenhang mit Hamlet und Faust gesagt, bevor ich die implizite gleichsetzung von »menschlich« mit  »männlich« kritisierte. In richtigem und schönem deutsch sind Frauen una Männer gleichermaßen Mensch, während es im Englischen wie im Französischen nur ein Wort für beides, Mensch und Mann. Als in Schillers ›An die Freude‹ als Zehnjährige las, fühlte ich mich ausgeschlossen gerade von den Versen, bei denen sich alle miteingeschlossen fühlen sollen. Da hieß es zunächst:  »Alle Menschen werden Brüder.« Eigentlich, so dachte ich sollte es  »Geschwister« heißen, wenn auch Frauen gemeint sind. Doch entschuldige ich den Dichter: Auf  »Geschwister« findet sich nicht so leicht ein Reimwort,  »Geschwister« ist unpoetisch, also gut,  »Brüder«. Doch dann las ich:

Wem der große Wurf gelungen
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen
Mische seinen Jubel ein.    

Ich dachte, zur Not könnte es mir ja in ferner Zukunft gelingen, ein holdes Weib zu werden, wiewohl mir diese Aussicht als nicht eindeutig erstrebenswert erschien. Da ich naturgemäß nie in der Lage sein würde, ein solches, nähmlich ein holdes Weib, zu erringen, würde ich bestenfalls einen Mann zum Jubeln veranlassen, doch selber mitzujubeln schien mir der Dichter zu versagen. und das in seiner menschheitsumfassenden Versöhnungshymne. Ein mensch konnte ich offernsichtlich nicht sein, nur eines Menschen Weib. Später lernte ich, eine solche Reaktion auf ein großes gedicht sei kindisch. ich mußte alt werden, um ihre spontane Richtigkeit zu erkennen.

Eine Ehrenrettung von Schiller ist hier dennoch am Platz. In meiner Zunft der Germanisten ist es ein Gemeinplatz zu behaupten, Schiller hätte nichts von Frauen verstanden. Man sagt das, als seien Frauen eine Tierart, mit der man enteweder ungehen kann oder nicht, und obwohl manche Hauptgestalten von Schillers großen Dramen weibliche Helden sind. Der Widerspruch erklärt sich daher, daß Schiller seine eindrucksvollsten Frauen als Menschen darstellt, die nebenbei auch Frauen sind. Also Leute, die nicht unentwegt, sondern nur manchmal. sich aus ihren Liebesbeziehungen heraus definieren, Menschen, die auch sonst ein Verhältnis zu Gott, zu Gedanken, zu Idealen haben. (Darum sagte ich auch absichlich  »weibliche Helden«  und nicht  »Heldinnen«, zur Unterscheidung zwischen Frauenrollen, die von den größeren Männerrollen abhängig sind und solchen, die ein unabhägiges Interesse vom Publikum beanspruchen.) Das ist in der deutschen Literatur so ungewöhnlich, daß man es als unweiblich empfindet. richtig ist nur, daß Schillers Liebesszenen nicht gerade hinreißend sind, aber es geht ja um Frauen, die nur nebenbei Liebesobjekte sind oder sich solche wählen. man macht sich auch gerne lustig über Textstellen, wo Schiller das Unabhängigkeitsbedürfnis von Frauen auf eine, scheint mir, ganz moderne Weise anspricht, zum Beispiel in dem oft und zu Unrecht verhöhnten Ende von ›Wilhelm Tell‹. Da wählt eine junge Adelige ohne Vermittlung von eltern oder Vormund ihren Zukünftigen mit den Worten:

So reich' ich diesem Jüngling meine Rechte,
Die freie Schweizerin dem freien Mann.

Und er darauf:

Und frei erklär' ich alle meine Knechte.

Die  »freie Schweizerin« hat es den Spöttern angetan. Doch der Sinn dieser Zusammenstellung von der aufgehobenen Leibeigenschaft und den gleichwertigen Ehepartnern ist doch wohl die Botschaft, daß die Ehe zwar eine Sklaverei für die Frau sein kann, es aber nicht sein muß. Ein moderner Ansatz von diesem intellektuellsten unserer Klassiker. Ich lese es, fühle mich dazugehörig, werde sozusagen zur Schweizerin, aus Sympathie, wie Kennedy Berliner wurde.

 

In der Lichtenberg-Stadt Göttingen hörte ich einmal einen vorzüglichen Vortrag über die Vernunft bei Lichtenberg und die Denkmodelle und Zweifelsangebote des großen Aphorisyten. Nun kam der Vortragende an eine Stelle, wo er darlegte, daß Lichtenberg seine Köchin so ziemlich als das niedrigste Vernunftwesen in Göttingen einstufte. Der Redner spekulierte noch, ob es sich um eine ganz besonders schöne Köchin gehandelt haben könne und ging dann zu anderen Vernunftwesen über, mit denen ich, die bis dahin mit Zustimmung und Einfühlung aufmerksam zugehört hatte, mich nicht mehr ebenbürtig fühlte. Denn die Geschichte mit der Köchin war die einzige Erwähnung einer Frau in diesem Vortrag gewesen, und ich gehöre nun einmal zum Geschlechte der Köchin, die auf der untersten Stufe in der Hierarchie der Geister stand, Daß Lichtenberg das weibliche Geschlecht so unterschätzt hat, muß man hinnehmen, doch wenn man heute davon spricht, so sollte man, meine ich, Lichtenbergs Einstellung thematisieren und problematisieren.5 Der Kollege tat das gegenteil, durch den ablenkenden Hinweis auf uhr Aussehen. Hätte es sich um Juden, also um Lichtenbergs erwiesenen Antisemitismus, gehandelt, so hätte er feinfühliger reagiert, und ich als Frau trifft mich genauso wie eine Herabsetzung als Jüdin, ob sie nun auf der Straße, in der Literatur oder in der von Kollegen verfaßten Sekundärlitartur stattfinden. Das um so mehr, als ich im heutigen Deutschland viel eher dem einen als dem anderen ausgesetzt bin.

Edouard Manet - "Le chemin de fer"

 

Spät habe ich gelernt, mir meine Betroffenheit als Frau beim Lesen und Zuhören einzugestehen. Das heißt nicht, daß ich alle Litaratur, die nach Frauenfeindlichkeitschmeckt, ablehne. Das kann ich mir nicht leisten. Im Gegenteil: meistens finde ich mich damit ab, denn, ähnlich wie beim Antisemitismus, würde ich mir zuviel entgehen lassen, wollte ich alle Werke beiseite schieben, in denen über Juden, beziehungsweise Frauen, geringschätzig geurteilt wird. Nur nehme ich nicht mehr kritiklos hin, was der Kritik bedarf.

Zwar lernen lesefreudige Frauen wie Minderheiten früh und schnell die Distanz zu überbrücken, die ihre eigene Lebenserfahrung von der des weißen, christlichen, männlichen Autors trennt; doch bleibt es immere ein Sprung, ein energieaufwand, den Männer so nicht machen müssen.

Nur zufällig, aber dann aufatmend, kommen wir an Bücher heran, in denen Frauen, abgesehen von der Jugend- und der Trivialliteratur (die ich natürlich keineswegs gleichsetze), nicht nur die Rolle spielen, die ihnen im Leben der Männer zukommt, sondern die Rolle, die sie in ihren eigenen Leben spielen. Dann erst merken wir, wieviel leichter eine solche Lektüre ist, wieviel direkter und ursprünglicher man damit umgehen kann, wenn man diesen erwähnten Sprung der Anpassung und Einfühlung nicht nötig hat. Wo die geistige Entwicklung der studierenden Frauen nicht ergänzt wird durch Primär- una Sekundärliteratur, die dem eigenen Wesen und den eigenen Lebensumständen entspringt oder entspricht, da werden die männlichen Kommilitonen und Kollegen einen Vorsprung, nähmlich den direkteren Zugang zu den Texten, haben. Und die Studentinnen laufen Gefahr, in ihrem kritischen Denken entweder zaghaft oder exzentrisch zu werden.

Da man die Einfühlung in den männlichen roblemkreis Leserinnen als eine Tugend anrechnet, jedoch das Umgekehrte von Lesern nur selten erwartet, der literarische Kanon aber das Werk von Männern ist, so werden selbst angesehene Schriftstellerinnen, über deren Kompetetenz kein Zweifel herrscht, an Schulen und Universitäten nur beschränkt rezipiert. Der Kampf um den Kanon dauert ja nun schon einige Jahre, aber er ist noch lange nicht ausgekämpft. Sprechen Sie einmal gebildete deutsche Leser darauf an, Ihnen drei oder vier gedichte von Droste-Hülshoff auf Anhieb zu nennen. Von Christa Wolfs ›Kindheitsmuster‹ hat hierzulande jeder gehört, und es hat auf ein großes weibliches Lesepublikum, zu dem ich mich übrigens rechne, eine außerordentliche Tiefenwirkung gehabt. Um so meht erstaunt es, wie wenige romanlesende Männer das Buch wirklich kennen. (Das kam übrigens ganz deutlich in der öffentlichen Debatte um Wolfs Novelle ›Was bleibt‹ zum Ausdruck.) Das kommt zum Teil daher, daß Männer der Kindheitsvorstellung, es sei unmännlich,  »Mädchenbücher« zu lesen, nicht ganz entwachsen. Die Autorität der schreibenden Frau wird angezweifelt, bewußt oder unbewußt. (Ein Autor maßt sich ja ipso facto  seinen Lesern gegenüber Autorität an.) In Amerika wurde einmal durch ein Experiment festgestellt (was wir sowieso schon durch Lebenserfahrung wußten), daßInformationen, die von Männern ausgehen, mehr Glauben geschenkt wird als denselben Fakten, wenn Frauen sie vermitteln. Ich beobachte gern, mit was für Büchern man sich in der Öffentlichkeit sehen läßt und merke im Zug, im Flugzeug, am Strand: Frauen lesen die verschiedensten Lektüre, Bücher von Frauen oder von Männern. Männer lesen Science-Fiction oder die Memoiren von Staatsmännern.

Es bleibt die Frage, inwiefern die Unterschiede in unseren Lesegewohnheiten auf die natürlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückzuführen, also sozusagen unüberbrückbar oder nur teils überbrückbar, sind. Weit mehr als in der hohen Literatur klaffen in der Jugend- und Unterhaltungsliteratur die Interessen von weiblich und männlich auseinander. Und zwar so sehr, daß ich vermute, selbst bei völliger Gleichstellung und Gleichberechtigung würden Frauen und Männer noch immer anders und Anderes lesen. In beiden Fällen, Trivial- wie Jugendliteratur, werden die Unterschiede vom Buchhandel, Verlagswesen und der Kritik ganz unbefangen wahrgenommen, und der Markt konzentriert sich dementsprechend. Liebesgeschichten für pubertierenden Mädchen, das ist klar, weniger klar ist die Vorliebe von präpubertären Mädchen für Pferdebücher, der Nachfrage wird auf jeden Fall abgeholfen, psycho-theoretische Überlegungen sind unnötig, der Markt ist pragmatisch. Bei der Trivialliteratur von Erwachsenen liegen die Marktverhältnissen ebenfalls deutlich zutage und sind ebenfalls, wie bei der rätselhaften Pferdelektüre der 12jährigen, in ihren Motiven nicht immer durchschaubar. Bücher über Krieg und Kontaktsport werden hauptsächlich für Männer geschrieben. Klar. Interessanter ist der Fall von Science-Fiction, eine literarische Gattung, die nicht unbedingt trivial sein muß und die auch Frauen lesen und schreiben, aber dann meist als Utopien und Dystopien, also Bücher, die von gelungenem oder mißlichem menschlichem Zusammenleben handeln. In der von Männern bevorzugten Variante dieses Genres spielen Maschinen und Erfindugen eine Hauptrolle, und die meisten Leserinnen finden solche Bücher zum Weinen langweilig. Ob diese Vorliebe nur anerzogen ist? Oder stoßen wir hier auf einen echten Unterschied? Jedenfalls weiß der Buchhandel genau Bescheid wie aus den Werbetaktiken hervorgeht, auch wenn die Ursachen im Dunkel bleiben.6 Doch die Kritik der höheren Literatur und die traditionelle Literaturwissenschaft schießen die Augen vor den Einsichten des Buchmarktes und setzen einen geschlechtlosen idealen Leser voraus, der sich bei näherem HInsehen immer als Mann entpuppt. Wie ich zu Anfang erwähnte, hat zwar die Rezeptionstheorie mit solchen Vorstellungen der Unvoreingenommenheit weitgehend aufgeräumt. Doch bleibt die weibliche Sicht klassischer Literaturwerke, soweit Leserinnen sich überhaupt genügend emanzipiert haben, um eine solche Sicht zu entwickeln, noch immer untergeordnet und wird von der etablierten, das heißt also männlichen Kritik, kaum wahrgenommen. Anders gesagt, feministische Theorie und Kritik ist bis jetzt kein Pflichtfach geworden, auch in Amerika nicht.

 

Die Inhaltsfrage, die uns bislang vor allem beschäftigt hat, bekommt starken gegenwind, der ausgerechnet von der Diskussion, die sich um Pornographie entsponnen hat, herüberweht. Pornographie ist die literarische Form, wo die biologische Verschiedenheit der Geschlechter am ehesten zur Geltung kommen müßte, da sie ja diejenige Literatur ist, die Körperlichkeit am stäsrksten betont. Pornographie wird daher unter allen Umständen von Männern und Frauen immer anders gelesen werden. Sie ist der Extremfall. In den Reaktionen auf die drastischen erotischen Phantasien, die diese Gattung ausmachen, sollten am deutlichsten unterschiedliche Leseweisen erkennbar werden. Doch sind die reaktionen nirgends so verworren wie gerade hier.

 

Diese ebenso verpönte, manchmal verbotene wie weitverbreitete und gern gelesene Lektüre entfacht heute die heftigsten Streitgespräche. gerade hier, wo das Lesevergnügen auf die Befriedigung persönlichster Wünche beschränkt sein soll, schlägt das Interesse um, und die Debatte um diese Privatissima wird hoch politisch.

Der Diskurs der Postmoderne betont gern den emanzipatorischen Aspekt der Pornographie. Es heißt dann, es handele sich um eine Erzählkunst, die sich nicht nur über moralisch-bürgerliche Sittsamkeiten hinwegsetzt, sondern auch weitgehend die überlieferten Erzählstrukturen überschreitet und somit den dekonstruktivistischen Anliegen der sprachlichen Neurer in der Literatur gute Dienste leistet. das Schlüsselwort in dieser Debatte ist »Transgression« - Verstoß, Überschreitung - zusammen mit der Auflösung des Einzelmenschen in seine, meist körperlichen, Funktionen.7Aus solcher Sicht schiebr man die wirklichheitsbezogenen Aspekte der Pornographie beiseite und behandelt die im konventionelle Sinne anstößigen Szenen als Metaphern für eine abstraktere, vor allem sprachliche, Befreiung.(Also Sex als Metapher für Sprache, nicht umgekehrt.) das funktioniert besser in Literaturen, die eine ausgebildete literarische Tradition von sogenannten Erotika haben, wie die französische, vom Marquis de Sade bis zu Georges Bataille, der heute viel von sich reden macht. Im Deutschen gibt es diese Tradition nicht oder kaum (eine Ausnahme wäre etwa Friedrich Schlegels ›Lucinde‹), oder eben nur auf der trivialsten Ebene, als Schund. Der Marquis de Sade erscheint aber auch in einem deutschen Stück, nähmlich in Peter Weiss' berühmten Drama, das seinen Namen zusammen mit dem des Revolutionärs Marat trägt, als der Inbegriff einer bestimmten Art von erntzunehmendem Radikalismus. Das ist nicht schwer einzusehen, wenn wir einen Roman von Sade als sprachliche Äußerung mit dem schon erwähnten ›Heideröslein‹ vergleichen, wobei Goethe/Schubert in einer prononziert traditionellen Form die Gewalttätigkeit des Inhalts bis zur Salonfähigkeit kaschieren. Sade hingehen, oder auch Henry Miller, versetzen uns einen Schock nach dem anderen, und wir müssen sehen, wie wir damit fertig werden. Wir werden damit fertig, wenn wir die Grenze zwischen Phantasie und Wirklichkeit, zwischen Identifikation und der durch die Kunst (oder zumindest Künstlichkeit) des Werks vermittelten Distanz einhalten können. Wie wir sie übrigens bei jedem Theaterbesuch einhalten. Der gespielte Tod rührt uns, der wirkliche Tod eines Schauspielers auf der Bühne würde uns entsetzen. Ich meine aber, die Grenze ist fließend, und diejenigen, die vor den möglichen Schäden einer allzu intensiven darstellung von Gewälttätigkeiten warnen, haben so unrecht nicht. Es bleibt ein Problem, das sich nicht übers Knie brechen läßt und sowohl ästhetische wie moralische Aspekte aufweist.

Lois Girling of Brighton - "Ritratto di donna che legge" - 1895ca.

Wir sind auf Umwegen zu dem Museumführer des Anfangs zurückgekehrt, der uns ein Gemälde, den 'Raub der Sabinerinnen' darstellend, mit technischen Termini der malkunst erklärt. Diejenigen Kritiker, die das radikale und daher avantgardistische Moment der Pornographie betonen, übersehen oder ignorieren das Gefühl von Geführdung, das Leserinnen bei Texten und Bildern überfällt , die - fast immer- die Verdinglichung, wenn  nicht die verletzung, des weiblichen Körpers zum Thema haben. Nun kann allerdings einem solchen Unbehagen ein eroticsher reiz innewohnen, der auch Frauen gefällt. 'Der Raub der Sabinerinnen' kann masochistische ebenso wie sadistische Phantasien, und alles, was dazwischenliegen mag, befriedigen. Der mythologische Rahmen ermöglicht dann das lustvolle Schauen, das dem entesetzen Platz machen müßte, wäre die Szene unserer Gegenwart entnommen, etwa eine Illustration der Tagesnachrichten.

Damit sind wir bei der umstrittenen Frage, ob es überhaupt eine weibliche Pornographie geben kann. In der Frauenbewegung gibt es Stimmen, die diese Möglichkeit einfach verneinen; und es gibt andere, die Erotika für Faruen generell befürworten und sie auch schreiben wollen. In beiden Füllen ist das Interesse politisch, im Sinne von frauenemanzipatorisch. Pornographie wird heute von konservativer wie von progressiver Seite sowohl angegriffen wie verteidigt: als unsittlich verurteilt wie schon immer, aber heute auch als Anreiz zur Gewalt gegen Frauen verworfen; als Befreiung durch Phantasie bestätigt und gegen eventuelle Einschränkungen der Pressefreiheit in Schutz genommen.

Das Paradoxe an dieser Politisierung der Porno-Debatte ist, daß Verallgemeinerungen über die Wirkung dieser Schriften (oder meinentwegen auch Filme) so schwer sind. Pornolesen ist das subjektiviste, privateste aller aestetischen Vergnügen. Wenn jemand sagt, ein gewisses Pornobuch langweile ihn, oder sämtliche Pornofilme langweilen sie, so meint er/sie etwas anderes als die Aussage, Stifters 'Nachsommer' sei streckenweise langweilig. Im letzteren Fall darf man annehmen, daß die ausführliche beschreibung einer idyllischen Berg- oder Gartenlandschaft mehr Handlungsdynamik wünschenswert macht; im ersteren Falle meint der Leser schlicht, daß die beschriebene Szene ihn oder sie persönlich nicht erregt. Dem gelangweilten Stifterleser kann ich die Schönheit des buchs näherbringer will, kann ich nur sagen: Das funktioniert für dich und nicht für mich.

 

Die heutige Pornographiedebatte schleppt den ganzen Ballast des sozialen Mißverhältnissen zwischen Frauen und Männern mit sich herum, ganz zu schweigen von einem Kulturpessimismus, der darin nur Zeichen von Dekadenz und Verderbtheit wahrnimmt. Daher erlaubt sie auch keine Schlüsse, die zu unserem Thema mehr beitragen als ein weiteres, entschiedenes Ja, Frauen lesen anders. Doch meine ich, daß sich gerade in der geschlechtsspezifischen beschränkheit dieser texte und der Debatten, die sie entzünden, die Konturen eritischen lesens abzeichnen, die auch in unserem Umgang mit der höheren Literatur eine nicht geringe Rolle spielen. Wir wissen spätestens seit Sigmund Freud, daß Lesen nicht nur Nachvollzug, sondern ktreativ ist. Wenn es stimmt, daß wir auch erwachsene und erfahrene Leser und Leserinnen dem Identifikationsprinzip nie entgehen, so ist der Kern oder auch der Gott eines solchen engagierten lesens der Eros. Da überschneidet und scheidet sich männlich und weiblich und wird es, so meine ich, auch bei fortschreitender Gleichheit der sozialen Rollen tun. da liegen die Unterschiede, die bleiben, wenn wir die unnötigen Unterschiede in der Erziehung der Geschlechter überwunden haben, was indessen noch lange dauern wird. Und inzwischen müssen wir diese Unterschiede besser kennenlernen, um ihnen in unserer Ästhetik  gerecht zu werden.

Und so ist vielleicht auch der titel dieses Aufsatzes falsch. denn er unterstellt ja die Richtigkeit männlicher Normierung; er unterstellt, daß noch immer das Heiligtum der Freude, das bei Schiller alle Menschen umfaßte, doch ein Rotarierklub von 'Brüdern' ist, ind em Frauen nur als von Männern errungene 'holde Weiber' etwas zu suchen haben. 'Männer lesen anders' wäre ein alternativer Titelvorschlag. Dieselbe These im Gewande der Antithese. Die Synthese läßt einstweilen warten.


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1 George Tabori, "Liebeserklärung. Dankrede", in 'Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Jahrbuch 1992', S. 134.

2 Zu einem ähnichen Schluß kommt Peter von Matt. Vgl. 'Frankfurter Anthologie', Band 10, Frankfurt 1986, S. 104 f.

3 Allerdings lesen Frauen überhaupt mehr Bücher als Männer, besonders im belletristischen Bereich. Vgl. Christine Garbe, "Frauen - das lesende Geschlecht?" in: 'Frauen lesen. Literatur und Erfahrung', 26/27, September 1993, S. 7-34.

4 Ruth Klüger, "weiter leben. Eine Jugend", dtv 11950, S. 82.

5 Von diesem Standpunkt wäre eventuell auch Gert Hofmanns Lichtenberg-Roman 'Die kleine Stechardin', München 1994 zu untersuchen, der Lichtenbergs Beziehung zu einem minderjährigen Mädchen verarbeitet.

6 Vgl. martina Gilges, 'Lesewelten. Geschlechtspezifische Nutzung von Büchern bei Kindern und Erwachsenen', Bochum 1992.

 7 Vgl. Susan Rabin Suleiman, "Pornography, Transgression and the Avant-Garde: Bataille's story of the Eye", in 'The Poetics of Gender', hrsg. Nancy K. Miller, New York 1986, S. 117-135, bes. S. 122-129.

 

 

 

 

Le donne leggono in un altro modo

Libera traduzione elaborata nel progetto di Tesi di Laurea Triennale di Daniela Scanu in Lingua e Traduzione Tedesca, a.a 2008/09, sessione di Marzo, con la preziosa collaborazione della Prof.ssa Beatrice Sellinger e Prof.ssa Lucia Spocci.

-Les femmes qui lisent sont dangereuses...-

 

Nella Marchesini
         "Donna che legge il giornale", (1925)

I libri hanno un effetto diverso sulle donne piuttosto che sugli uomini. Questo non dovrebbe essere un tema spinoso. Tuttavia le femministe temono che un’affermazione di questo tipo metta in discussione il gusto e la facoltà di pensiero femminili e i loro avversari temono un nuovo attacco al canone letterario. Eppure: da molto tempo abbiamo imparato dall’estetica della ricezione che la parola, il testo, il romanzo o la poesia non sono una cosa a sé stante, il cui significato immanente si rende accessibile senza riserve ai fiduciosi lettori e rimane sempre uguale. Ognuno e ognuna di noi legge in un altro modo, come nessuna vita è identica a un’altra e come la comprensione del mondo di ogni uomo e di ogni donna si distingue da qualsiasi altra.

É per noi cosa ovvia riuscire a leggere un romanzo giapponese con minore immedesimazione che, diciamo, ‘Effi Briest’ di Fontane, per quanto l’esotismo dell’opera giapponese contribuisca al piacere della lettura. La persona del luogo legge con meno stupore, in compenso in maniera più critica e precisa, dunque in un altro modo. Così ci sono, anche all’interno della stessa cultura, differenze che influenzano la comprensione scritta così come ce ne sono tra i ceti o le classi sociali, che tuttavia in una democrazia si attenuano sempre di più. Di contro rimangono evidenti le differenze tra i sessi, tanto quelle relative alla socializzazione quanto quelle biologiche. Come dovrebbe essere altrimenti se non che donne e uomini, i quali vivono per lo più in modo diverso e vengono educati (sì, tuttora perfino in Occidente) con diverse aspettative, leggano in un altro modo?

Die drei Frauensalter (Le tre età della donna) - 1905

Ci sono testi puramente oggettivi che significano la stessa cosa per entrambi i sessi. Gli orari dei mezzi di trasporto, per esempio. Davanti alle tabelle di arrivo e partenza dei treni l’essere umano diventa androgino. Tuttavia già nei manuali d’uso entrano in gioco le differenze. Così le istruzioni nei libri di cucina sono lette con più entusiasmo dalla maggioranza delle donne piuttosto che le istruzioni per cambiare uno pneumatico. Ciò non ci deve condurre all’errata conclusione che le donne mangino più degli uomini e che sappiano a malapena guidare, ma dipende dal fatto che le donne pensano di riuscire meglio nell’eseguire le istruzioni del primo manuale piuttosto che quelle del secondo. Le eccezioni confermano la regola. Soprattutto le eccezioni sono molto sicure di se stesse, a cominciare da quelle ragazzine che preferiscono fare esperimenti di chimica piuttosto che cucire vestitini alle bambole, fino ad arrivare in età adulta alle meccaniche di professione. Tutte loro si avvicinano alla materia con questa consapevolezza di diversità rispetto ai loro compagni di gioco o colleghi maschi. Ora state pensando sicuramente che queste confusioni siano frutto di apprendimento e che si possa rieducare la gente. Giusto. Se ne parlerà anche più avanti di come cambiare il modo di pensare. Qui si tratta per il momento del fatto che persino testi oggettivi incontrano reazioni specifiche diverse nei due sessi. Io però voglio parlare in primis di letteratura, di belle lettere, voglio parlare di testi che riguardano l’umano.

Una simile limitazione delle belle lettere all’umano è contestabile, poiché esistono testi di letteratura colta, particolarmente nella poesia lirica, che si avvicinano così tanto alla musica che in essi la lingua acquisisce per così dire una propria autonomia e perde il contatto con la realtà, come accade anche nella pittura astratta. La reazione a questi testi è probabilmente quella meno influenzata dalle differenze di genere.

Esiste però anche una teoria letteraria che concepisce tutta la letteratura come riferita solo alla lingua e riserva lo stesso trattamento a una tarda poesia di Celan e a un romanzo storico intento a interpretare il passato, prendendosi gioco di noi se ci occupiamo in modo approfondito dei contenuti. Una tale teoria letteraria rifiuta considerazioni che non siano estetiche, per esempio quelle morali, giudicandole come non letterarie e perciò inammissibili. In particolare il bisogno del lettore di identificarsi nella prosa narrativa non è particolarmente quotato oggigiorno e ci viene presentato come lo stadio infantile di una lettura matura e critica. Vorrei però suggerire che questa necessità solo apparentemente infantile non ci abbandona mai e non deve neanche abbandonarci, sebbene si trasformi sicuramente col tempo e con l’età e, speriamo, diventi più complessa e più estesa. Infatti i cosiddetti criteri puramente estetici possono anche essere un alibi utile a una visione della vita predominante, per esempio quella maschile, poiché sottraggono facilmente i contenuti a un ulteriore dibattito, mascherandoli con l’affermazione di una validità artistica universale.

 

 

 

Antonio Cerri - "Ragazza che legge" - 1967

Al riguardo ecco un esempio tratto dall'arte figurativa. Quasi ogni importante galleria d’arte ha in esposizione un dipinto che rappresenta “Il ratto delle Sabine”. E in ogni visita guidata, così come nei cataloghi, si invita ad ammirare la composizione e ad apprezzare il contrasto di colori. Il punto è che noi osserviamo un atto di violenza perpetrato da uomini muscolosi su donne seminude; esseri umani recalcitranti portati via, contro la loro volontà, dai più forti 1. Ascolto, osservo, e mi domando imbarazzata: perché nessuno dice nulla sul contenuto? E so anche la risposta: perché il rapimento e lo stupro appartengono a un fatto mitico-storico e sono soltanto presenti affinché il pittore dimostri la sua bravura.

 

Da donne stiamo di fronte a questo sfarzo e a questa sontuosità, dove delle nostre pari sono umiliate a tal punto da essere ridotte a oggetti, e così reprimiamo la nostra angoscia per non compromettere il nostro senso artistico. A volte le vittime sono dipinte in modo tale che sembrano godere della loro umiliazione, una copertura che peggiora ulteriormente le cose. Non voglio affatto togliere il dipinto dalla galleria d’arte e permane il mio desiderio di essere edotta sulla sua perfezione tecnica; solo che vorrei porre, oltre a ciò, la questione del contenuto. É infatti palese che uomini e donne osservino un tale soggetto in maniera diversa e nutriamo legittimi dubbi quando gli esperti ci assicurano che il dipinto esprime solo in minima parte un desiderio di predominio erotico.

Qualcosa di simile avviene con la rappresentazione di atti di violenza e la loro ricezione in letteratura. George Tabori, vincitore del premio letterario ‘Georg Büchner’ per l’anno 1992, disse nel suo discorso di ringraziamento che le più belle storie d’amore a lui note sono ‘Otello’ e ‘Woyzeck'. L’influente critico letterario tedesco Marcel Reich-Ranicki ha rivelato in televisione la sua predilezione per la “storia d’amore” ‘Intrigo e amore’. Chi vorrebbe negare che, per tutti e tre i drammi citati, si tratti di capolavori letterari? Come potrebbe essere altrimenti se gli autori sono Shakespeare, Büchner e Schiller? Ma sono davvero le più belle storie d’amore? Difficilmente una donna le definirebbe così a un primo impatto. Infatti, in ognuna di esse, l’amata viene uccisa dall’amato, e in modi davvero brutali: strangolata da Otello, pugnalata da Woyzeck, avvelenata in Schiller.

 

Henry Lamb - "La moglie dell'artista" - 1933

 

Se volessi dire che le più belle storie d’amore che conosco sono ‘Pentesilea’ di Kleist, dove l’omonima eroina sbrana l’amato Achille come compensazione per l’atto sessuale, e ‘Giuditta’ di Hebbel, in cui l’omonima eroina mozza la testa a Oloferne dopo il rapporto sessuale: un lettore maschile non coglierebbe forse, e giustamente, con inquietudine il fatto che io definisca queste fascinazioni come belle storie d’amore?

 

Cosa accade qui? L’esaltazione o minimizzazione della violenza contro le donne nella letteratura comincia presto, per esempio con ‘Rosellina di brughiera’2. Si dovrebbe pensare che la rappresentazione simbolica di una brutale violenza carnale, messa in musica o no, non sia adatta a una lezione scolastica e non sia neanche da porre sullo stesso piano di autentici canti d’amore. E, che si tratti di Goethe o Schubert, l’ultima strofa è una scena di terrore solo velatamente addolcita:

            Doch der wilde Knabe brach‚
            's Röslein auf der Heiden.
            Röslein wehrte sich und stach
            Half ihm doch kein Weh und Ach
            Mußt‘ es eben leiden.3

La minimizzazione deriva dal fatto che il violentatore, e cioè un uomo adulto, o perlomeno sessualmente maturo, si presenta come un “rude ragazzo”; dal fatto che l’azione si compie simbolicamente su un fiore, benché siano intesi chiaramente un bellimbusto e una fanciulla più debole; e che nel ritornello canticchiato tra sé e sé

          Röslein, Röslein, Röslein rot,
              Röslein auf der Heiden.

il terrore svanisce. La canzone è mendace perché rappresenta un crimine come se fosse ineluttabile e per giunta come una scena d’amore. Helke Sander, nel suo – discusso – documentario ‘(Be)Freier und Befreite’4, ha inserito un coro maschile che canta “Rosellina di brughiera”, inequivocabilmente e senza bisogno di commento, nel contesto degli stupri di massa della Seconda Guerra Mondiale. Una ragazza o una donna, per trovare carina questa canzone, deve rimuovere, più di quanto non convenga, la sua consapevolezza di essere umano, per non parlare poi dei suoi bisogni erotici.

Jean Baptiste Camille Corot - "La liseuse couronnée de fleurs ou la Muse de Virgil"  1845

Come impariamo a leggere? I primi libri per bambini sono piuttosto neutri e parlano di cani e gatti e della scoperta del mondo oggettivo e naturale. Tutti i bambini amano Winnie The Pooh, l’orso, e Bambi, il cerbiatto. Quanto più si avvicinano alla pubertà, e dunque quanto più si sviluppa così il loro erotismo, tanto più gli animi si differenziano in maschile e femminile. Qui è d’obbligo chiedersi che cosa sia frutto dell'educazione e cosa invece innato, quindi determinato biologicamente. Allo stato attuale della nostra società, nella quale ragazze e ragazzi vengono educati in maniera diversa, quindi anche con un altro orizzonte di aspettative, non possiamo affermare nulla di preciso sulle differenze delle loro predisposizioni naturali, ma solo avanzare delle ipotesi.

Una cosa è certa: c’è una letteratura per ragazze e una per ragazzi. Non è totalmente e fortemente separata, ma è più facile che ragazze leggano libri per ragazzi che viceversa. Una ragione è sicuramente la socializzazione. I ragazzi vengono derisi più facilmente dai loro coetanei se leggono ‘Pippi Calzelunge’ o ‘Heidi’, mentre le ragazze possono permettersi di essere viste con un volume di Karl May in mano. Al riguardo, sia in America che in Germania, si sono aggiunti, negli ultimi due decenni, romanzi che trattano esplicitamente dei problemi delle ragazze adolescenti, quindi mirano fin dal principio a un mercato esclusivamente femminile, cosa che si pone né a favore né contro la qualità di queste opere.

 

 

La seconda ragione, affine alla prima, è che noi donne impariamo a leggere tanto presto quanto l’altro sesso, anche nel caso in cui le persone che ci insegnano siano donne, a cominciare dalla mamma. Nella letteratura tramandata dalle donne, ossia nelle favole riportate oralmente, come ad esempio quelle raccontate da Dorothea Viemann ai fratelli Grimm, le ragazze hanno un ruolo relativamente attivo. Nelle scuole si è iniziato solo negli ultimi anni ad avere un po’ di riguardo per lo sviluppo della fiducia in sé stesse delle scolare. In fin dei conti imparano ancora a leggere così come leggono gli uomini. Non abbiamo alternative. Dalla prima ora di lezione di latino fino al seminario superiore di germanistica, viene preso in considerazione come materiale di lettura classico un preciso modo di agire e di pensiero maschile, un’erotica maschile e un’ambizione maschile, a cominciare dal ‘De bello gallico’ di Cesare fino a ‘Così parlò Zarathustra’ di Nietzsche e ‘Gatto e topo’ di Grass. L’insistente fallocentrismo delle opere appena citate è così palese che ci si dovrebbe subito domandare cosa abbiano da spartire con esso le scolare e le studentesse. Sicuramente meno che i lettori maschi. Invece si dà il più delle volte per scontato che per i ragazzi sia una perdita di tempo pensare come una ragazza, mentre diventa ovvio che le donne si debbano adattare. (Ora vi starete chiedendo quale potrebbe essere un esempio in latino che sia in grado di sostituire i testi bellicosi. Proprio questa riflessione è auspicabile. Ci sono naturalmente testi che, per entrambi i sessi, sono persino più piacevoli di quelli menzionati: scritti in latino da uomini, scritti in tedesco anche da donne.) Il problema del reperimento di materiale di lettura mette in discussione il canone. Quali testi scritti vengono riconosciuti come modelli e su quale base? Lo «status quo» cambia solo lentamente e non esige dai ragazzi lo sforzo di capire il punto di vista dell’altro sesso, che per le ragazze è invece una realtà consolidata. Quello che per loro è un arricchimento, diventa per i ragazzi una cosa inaccettabile, ma, se solo ci si rendesse conto, sarebbe un arricchimento anche per i maschi.

Pieter Elinga - "Donna che legge" - 1668-1670

L’essere umano è in grado di apprendere. Noi donne impariamo a leggere come leggono gli uomini. Non è poi così difficile. I personaggi interessanti nei libri considerati di valore sono eroi maschili. Noi ci identifichiamo con loro e, leggendo, esaminiamo attentamente ogni figura femminile per poi metterci al riparo da ogni proposta di immedesimazione, e la lasciamo in disparte per lo più sospirante. Chi mai vorrebbe essere una ragazza sedotta o un’ammaliante seduttrice, un’adultera suicida oggetto del desiderio dal viso di bambola? Quello che desideriamo sono voli pindarici e avventure e ci dedichiamo di conseguenza alle figure maschili, nell’intento di estrarre la loro   essenza umana. Diventiamo perciò delle attente lettrici, mentre la maggior parte dei lettori maschili non riesce a trarre vantaggio dai libri scritti da donne e in cui le donne interpretano il ruolo principale.

 

Permettetemi un aneddoto personale. Due anni fa pubblicai un’autobiografia nella quale accennai a questo problema. Molto serenamente considerai il mio libro come un libro per donne, ovvero misi in conto che l’avrebbero letto più donne che uomini, per il motivo che gli uomini raramente leggono libri di e su donne. Il libro ebbe un successo molto più grande di quanto potessi prevedere, e avevo ragione: il mio pubblico è prevalentemente femminile. Ne sono venuta a conoscenza attraverso i librai, le lettere dei lettori e da vari incontri pubblici. Mi fa piacere, perché no? È doveroso sapere che il libro ha una linea di base femminista e vi si possono trovare i più severi rimproveri contro il patriarcato. I miei lettori maschili li hanno mandati giù senza brontolare. La lisca che a molti rimane conficcata in gola è invece una frase, che per questo motivo accludo tra virgolette, con cui mi rivolgo alle Leserinnen 5 – senza la I maiuscola nel mezzo della parola, oggi così consueta -, quindi solo a donne: «chi conta di avere lettori maschi? Loro leggono solo quel che scrivono gli altri uomini». Come ho già detto, nel mio libro ci sono alcune affermazioni per le quali mi sarei aspettata delle obiezioni. Per esempio sostengo che le donne sappiano di più sul bene e sul male che gli uomini, i quali spesso banalizzano il bene e demonizzano il male 6. Fino ad ora pressoché nessuno ha reagito a questi, pur sempre arditi, scherzi. Tuttavia quasi ogni uomo che abbia letto il libro mi si presenta con irruenza come smentita della mia abbozzata e relativamente innocua osservazione sul mio presunto pubblico di lettori. Essa viene ritenuta offensiva e ingiusta perché parte dal presupposto che la scelta dei libri che si leggono riguardi non solo la qualità letteraria ma anche l’inserimento sociale dei rispettivi autori. La mia osservazione dà per scontato che i libri di donne vengano liquidati spesso come mediocri e poco seri, ancor prima che uno li abbia letti. Il giudizio di qualità giunge soltanto in un secondo momento, è quindi un pregiudizio. Analogamente un modo di pensare maschile classifica le amicizie tra uomini come alleanze, mentre le amicizie tra donne come due chiacchiere e un caffè”, e valuta similmente le rispettive elaborazioni letterarie. Di rado è messo in discussione il fatto che sia consuetudine identificare il genere maschile con il genere umano in senso lato e riconoscere le donne solo come gregari. Eppure, dando voce a questo fatto, ho respinto totalmente la sua validità e, poiché sembravo compiacermi di un pubblico prevalentemente femminile, avevo per di più messo in dubbio la superiorità di un pubblico maschile. Non riesco a spiegarmi diversamente lo sdegno che ho incontrato.

 

Ralph Ellison, il famoso autore afroamericano di ‘Invisible man’, deceduto di recente 7, scrisse che in gioventù aveva recepito il romanzo di Mark Twain ‘Le avventure di Huckleberry Finn’ dal punto di vista dell’io-narratore bianco Huck e certo non da quello dello schiavo fuggitivo Nigger Jim. Difatti si tratta di una figura marginale, ridotta e quasi tremolante, che non può essere fonte di ispirazione, mentre l’altro, il bianco, è l’eroe e l’avventuriero. In modo analogo la lettrice si interessa alle argomentazioni di Amleto sulla morte e sui genitori, al dubbio e alle tentazioni di Faust, ma si interessa solo con un leggero (oppure profondo) disagio all’abbandono di Gretchen e di Ofelia, alla morte e alla pazzia di entrambe. Forse anche Ellison, analizzando la figura di Nigger Jim, ha incontrato questa difficoltà, e lo stesso vale per la ricezione di questo gruppo di figure femminili appena citate, che per e tramite i loro uomini devono morire prematuramente e in modo crudele. É questo disagio che manca nei lettori maschili, che accettano tali figure femminili piuttosto come una conferma del proprio valore, riservandogli l’indulgenza della compassione e per questo le apprezzano.

Theodore Miller

Noi che abbiamo imparato a leggere come uomini, soffochiamo il disagio perché non sappiamo esattamente cosa farne. In fondo vorremmo dire: «Noi non siamo così, le cose potrebbero andare anche diversamente.» In realtà diciamo spesso: «Ci immedesimiamo negli eroi, quindi siamo come loro» - eppure sappiamo che non lo siamo. Soprattutto impariamo a non dare un giudizio al disprezzo, con il quale in letteratura sono spesso introdotte le figure femminili (inizia con nei modi di dire del tipo «quella cosuccia».) E ciò lo considero un errore, poiché il confronto con la rabbia è più utile che l’accettazione passiva.

 

Sì, però pensate ora che la grande letteratura tratta tuttavia della condizione umana in generale, di cui fanno parte entrambi i sessi. Addirittura io stessa avrei detto qualcosa di simile in relazione all’Amleto e al Faust, prima di criticare l’implicita identificazione del «genere maschile» con il «genere umano». In un tedesco corretto ed elegante le donne e gli uomini sono esseri umani in ugual misura, mentre in inglese come in francese esiste una sola parola per entrambi: uomo ed essere umano8. Quando a dieci anni lessi ‘Inno alla gioia’ di Schiller, mi sentii esclusa dai versi nei quali tutti si sarebbero dovuti sentire inclusi. Ecco che in un primo momento l’opera diceva: «Alle Menschen werden Brüder» 9. Veramente, pensai, si dovrebbe dire “Geschwister”10 se sono intese anche le donne. Tuttavia scusai il poeta: con “Geschwister” non si trova così facilmente una rima, “Geschwister” non è poetico. E va bene allora, “Brüder”. Invece poi lessi:

        Wem der große Wurf gelungen
        Eines Freundes Freund zu sein,
        Wer ein holdes Weib errungen
        Mische seinen Jubel ein.11

 

Pensai che, tutt’al più in un lontano futuro, sarei potuta diventare una donna leggiadra, sebbene questa prospettiva non mi apparisse certamente auspicabile. Dato che io, per mia natura, non potrei mai essere in grado di conquistare una donna leggiadra, avrei provveduto al massimo a rallegrare un uomo. Malgrado ciò il poeta sembrava negarmi la condivisione dello stesso sentimento di gioia, e questo nel suo inno di pacificazione esteso a tutta l’umanità. Evidentemente non potevo essere un essere umano, soltanto la donna di un essere umano. Mi resi conto più tardi di quanto fosse stata infantile una reazione di questo genere di fronte a una grande poesia. Dovetti diventare adulta per riconoscere la sua spontanea correttezza.

 

A questo punto è comunque doveroso porre in salvo i meriti di Schiller. Nella mia cerchia di germanisti è un luogo comune affermare che Schiller non capiva nulla delle donne. Si afferma ciò come se le donne fossero una specie animale con la quale si sa relazionare o no, benché alcune delle figure principali dei grandi drammi di Schiller siano eroi femminili. La contraddizione si spiega col fatto che Schiller rappresenti le sue donne più straordinarie come degli esseri umani che solo per inciso sono donne. Dunque sono persone che, non in modo costante ma solo a volte, vengono definite esseri umani, i quali, oltre alle loro relazioni amorose, hanno anche solitamente un rapporto con Dio, con i pensieri, con gli ideali. (Per questo ho detto di proposito “eroi femminili” e non “eroine”, in modo da fare una distinzione tra i ruoli femminili, che sono dipendenti dai più grandi ruoli maschili, e quelli che esigono dal pubblico un interesse a sé stante.) Ciò è talmente inconsueto nella letteratura tedesca da essere percepito come poco femminile 12. Resta il fatto che solo le scene d’amore di Schiller non sono propriamente affascinanti, ma si tratta comunque di donne che sono solo casualmente oggetti di piacere oppure scelgono loro stesse di esserlo. Si ridicolizzano volentieri anche testi dove Schiller tratta il bisogno di indipendenza delle donne in un modo del tutto moderno, come per esempio nel passo finale spesso e torto deriso di “Wilhelm Tell”. Lì, con queste parole, una giovane nobile sceglie il suo futuro consorte senza la mediazione dei genitori o del tutore:

        So reich’ich diesem Jüngling meine Rechte,
        Die freie Schweizerin dem freien Mann.13

E lui dopo:

        Und frei erklär’ ich alle meine Knechte.14

I canzonatori sono rimasti incantati dalla ‘libera ragazza svizzera’. Tuttavia il senso di questa ideazione dei coniugi posti sullo stesso piano e di un’abrogata servitù della gleba è veramente il messaggio che il matrimonio può costituire una schiavitù per la donna, ma non deve esserlo per forza. Un moderno approccio del più intellettuale dei nostri autori classici. Lo leggo, sento di appartenervi, divento empaticamente una ragazza svizzera, come Kennedy diventò berlinese.

 

 

Charles Edward Perugini - "In the Orangery"

A Göttingen, la città di Lichtenberg, sentii una volta un’eccellente conferenza sull’intelletto secondo Lichtenberg, sul suo modello di pensiero e le proposte di dubbio del grande aforista. Ebbene, il relatore arrivò ad un punto dove spiegò che Lichtenberg classificava la sua cuoca più o meno come l’individuo meno dotato di raziocinio nella città di Göttingen. L’oratore speculò sul fatto che poteva essersi trattato di una cuoca particolarmente bella, per poi passare alla descrizione di altre creature dotate di raziocinio con le quali non mi sentivo più alla pari, anche se fino a quel momento avevo seguito la conferenza attentamente con approvazione e immedesimazione. Insomma, la storia della cuoca era stata l’unico cenno a una donna in questa conferenza e io appartengo al genere della cuoca, che si trova nello scalino più basso della gerarchia delle menti geniali. Che Lichtenberg abbia così sottostimato il sesso femminile lo si deve accettare, perciò, se oggi se ne parla, credo si debba tematizzare e problematizzare il suo atteggiamento. Il collega fece il contrario, sviando l’attenzione all’aspetto esteriore. Se si fosse trattato di ebrei, dunque del noto antisemitismo di Lichtenberg, allora l’oratore avrebbe reagito con più delicatezza, e io da ebrea mi sarei sentita meglio. Un discredito come donna mi colpisce quanto un discredito come ebrea, sia che abbia luogo in strada, nella letteratura o nei testi di critica redatti dai colleghi. Questo tanto più nel momento in cui sono esposta, nella Germania di oggi, più da una parte che dell’altra.

 

Ho imparato tardi ad ammettere con me stessa il turbamento che, come donna, provo mentre leggo o ascolto. Questo non significa che io rifiuti tutta la letteratura in cui compaiono tracce di misoginia. Non me lo posso permettere. Al contrario: nella maggior parte dei casi mi rassegno poiché, come nel caso dell’antisemitismo, mi sfuggirebbero troppe cose se accantonassi tutte le opere nelle quali vengono giudicati in modo sprezzante gli ebrei, ovvero le donne. Solo non accetto più senza spirito critico ciò che necessita di critica.

Indubbiamente le donne che amano leggere imparano anche, essendo minoranze, a colmare prima e in fretta la distanza che separa le proprie esperienze di vita da quelle di autori bianchi, cristiani e maschi; per cui c’è sempre un dislivello da superare, un dispendio di energia che agli uomini in questi termini non viene richiesto.

Per caso, ma con un sospiro di sollievo, giungiamo ai libri nei quali le donne non ricoprono solo il ruolo che le viene assegnato nella vita a fianco di un uomo, ma il ruolo che hanno nella loro stessa vita, escludendo da questa riflessione15 la letteratura di consumo e quella per ragazzi (che, naturalmente, per nessuna ragione metto sullo stesso piano.) Soltanto allora ci rendiamo conto quanto sia più facile questo tipo di lettura e quanto ci si possa rapportare ad essa più direttamente e in modo più naturale quando non si ha bisogno del sopracitato salto di adattamento e di empatia. Laddove lo sviluppo intellettuale delle donne non viene integrato con la letteratura primaria e critica, che scaturisce da o corrisponde al proprio essere o alle proprie circostanze di vita, allora i compagni di studio e colleghi maschi hanno un vantaggio, cioè un accesso più diretto ai testi. E le studentesse corrono il rischio di diventare o titubanti o eccentriche nel loro pensiero critico.

 

Poiché l’immedesimazione delle lettrici nelle problematiche maschili è riconosciuta come una virtù, d’altro canto ci sia aspetta solo raramente un simile sforzo dai lettori – e il canone letterario è comunque l’opera di uomini -, allora persino delle scrittrici accreditate, sulle cui competenze non sorge alcun dubbio, vengono studiate a scuola e all’università in misura limitata. La disputa per il canone dura già da alcuni anni, ma non si è ancora giunti a una conclusione. Provate a chiedere a dei lettori tedeschi colti di fare al volo il nome di tre o quattro poesie di Droste-Hülsoff. Tutti hanno sentito parlare qui da noi di ‘Trama d’infanzia’ di Christa Wolf, che ha per di più influenzato profondamente un vasto pubblico di lettrici, tra le quali comunque mi annovero. E tanto più stupisce quanti pochi uomini che leggono romanzi conoscano davvero il libro. (Questo dato emerse tra l’altro piuttosto chiaramente nel dibattito pubblico sulla novella di Wolf ‘Che cosa resta’). Ciò scaturisce in parte dal fatto che gli uomini non si sono svincolati del tutto dall’idea infantile che sia poco virile leggere “libri per ragazze”. L’autorità della donna che scrive viene messa in dubbio, consapevolmente o inconsapevolmente. (Un autore impone ipso facto ai suoi lettori la sua autorità.) A seguito di alcuni esperimenti condotti in America, è stato osservato che viene data più credibilità alle informazioni che provengono da uomini che non agli stessi fatti riferiti da donne (cosa che noi sapevamo già per esperienza di vita.) Osservo volentieri con quali tipologie di libri si è più propensi a farsi vedere in pubblico e mi accorgo che in treno, in aereo, in spiaggia, le donne si immergono nelle letture più disparate: libri di donne o di uomini. Gli uomini leggono Science-Fiction oppure le memorie di statisti.

Jean-Honoré Fragonard - "Jeune fille lisant" - 1877

Rimane aperto il quesito in che misura le differenze nelle nostre abitudini di lettura si possano ricondurre alle naturali differenze tra i sessi, quindi se siano, per così dire, insormontabili oppure in parte superabili. Di gran lunga più che nella letteratura colta, si incontra un notevole divario di interessi tra il maschile e il femminile nell’ambito della letteratura per ragazzi e di intrattenimento. Così tanto da farmi supporre che, persino a parità di posizione e di diritti, le donne e gli uomini leggerebbero comunque in un altro modo e altre cose. In entrambi i casi, nella letteratura mediocre come in quella per ragazzi, le differenze vengono colte in modo spregiudicato dal commercio librario, dall’editoria e dalla critica, e il mercato si regola di conseguenza. Storie d’amore per le ragazze in piena adolescenza, questo è chiaro. Lo è meno la predilezione delle bambine in età pre-adolescenziale per i libri sui cavalli. In ogni caso la richiesta viene soddisfatta, non sono necessarie riflessioni psico-teoretiche, il mercato è pragmatico. I rapporti di mercato che si aggirano intorno alla letteratura mediocre degli adulti sono anch’essi palesi e, come nell’enigmatica lettura di cavalli della dodicenne, le ragioni non sono sempre intuibili. I libri sulla guerra e sullo sport di contatto sono scritti principalmente per uomini. Chiaro. Più interessante è il caso della Science-fiction, un genere letterario che non deve essere per forza banale e che anche le donne leggono e scrivono, ma principalmente sotto forma di utopie e distopie, e quindi libri che trattano di positiva o negativa coesistenza umana. Nella variante di questo genere prediletta dagli uomini, le macchine e le invenzioni hanno il ruolo principale e la maggior parte delle lettrici trova questo tipo di libri noiosi da morire. Che questa predilezione sia solo indotta? Oppure qui ci imbattiamo in una vera differenza? Anche se le motivazioni rimangono ignote, in ogni caso gli operatori del settore librario ne sono perfettamente consapevoli, come emerge dalle strategie pubblicitarie. Tuttavia la critica della letteratura più colta e la scienza letteraria tradizionale chiudono gli occhi davanti alle idee del mercato librario e danno per scontato che ci sia un lettore ideale asessuato che, ad uno sguardo più attento, si rivela essere sempre un uomo. Come ho detto all’inizio, con questo tipo di idee la teoria della ricezione ha per lo più abbandonato questi concetti di imparzialità. Tuttavia lo sguardo femminile sulle opere classiche, sempre che le lettrici si siano emancipate a sufficienza per svilupparlo, rimane comunque subordinato alla critica affermata, ovvero maschile, che non lo prende quasi mai in considerazione. In altre parole la teoria e la critica letteraria femminista non sono diventate fino ad ora materia obbligatoria, neppure in America.

 

La questione del contenuto, di cui ci siamo occupati principalmente finora, subisce una forte inversione di marcia proprio dalla discussione inerente alla pornografia. La pornografia è la forma letteraria dove la differenza biologica dei sessi dovrebbe emergere più chiaramente, poiché è quella letteratura che maggiormente accentua la corporeità. La pornografia verrà perciò sempre letta in ogni caso diversamente sia da uomini che da donne. É il caso estremo. Nelle reazioni alle aggressive fantasie erotiche che caratterizzano questo genere, dovrebbero emergere in modo più chiaro i differenti modi di leggere. Ciononostante le reazioni non appaiono da nessun’altra parte così confuse come qua.

 

Questo genere di lettura malvisto, a volte proibito come anche molto diffuso e letto volentieri, scatena oggi la discussione più aspra. Proprio qui, dove il piacere della lettura dovrebbe essere limitato all’appagamento dei desideri personali, l’interesse muta improvvisamente e il dibattito su questi Privatissima si fa altamente politico.

La discussione sul post-modernismo mette bene in rilievo l’aspetto emancipatore della pornografia. Si dice quindi che si tratti di un’arte narrativa che non solo non tiene conto dei costumi morali-borghesi, ma oltrepassa in gran parte le strutture narrative tradizionali e di conseguenza è molto utile in letteratura ai problemi decostruzionistici degli innovatori linguistici. La parola chiave in questo dibattito è “trasgressione” - infrazione, eccesso – insieme con lo smembramento dell’individuo nelle sue funzioni corporali. Da questo punto di vista si mettono da parte gli aspetti della pornografia riferiti alla realtà e si trattano le scene comunemente ritenute scandalose come metafore per una emancipazione più astratta, soprattutto linguistica. (Dunque il sesso come metafora per la lingua, non il contrario.) Tutto ciò funziona meglio in quelle letterature che per tradizione hanno una filone erotico, come nella letteratura francese, che va dal Marchese de Sade fino a Georges Bataille, che oggi fa molto parlare di sé. In tedesco questa tradizione appare poco o niente (un’eccezione sarebbe forse la “Lucinde” di Friedrich Schlegel), oppure esiste giusto su scala mediocre, come libri da quattro soldi. Il Marchese de Sade compare però anche in un’opera tedesca, ossia nel famoso dramma di Peter Weiss, che porta il suo nome insieme a quello del rivoluzionario Marat16, come quintessenza di una particolare sorta di radicalismo che è seriamente in costante aumento. Ciò non è difficile da comprendere se paragoniamo come espressione linguistica un romanzo di Sade con la già menzionata “Rosellina di brughiera”, per quanto Goethe/Schubert mascherino la violenza del contenuto con una forma spiccatamente tradizionale fino a nasconderla con il bon-ton. Di contro Sade, o anche Henry Miller, ci provocano uno shock dopo l’altro e dobbiamo vedere come affrontarlo. Ci riusciamo quando siamo in grado di mantenere il confine tra realtà e fantasia, tra identificazione e distanza mediata attraverso l’arte (o quantomeno artificiosità) dell’opera. Come d’altronde lo manteniamo ogni volta che andiamo a teatro. La morte recitata ci commuove, la reale morte di un attore sul palcoscenico ci spaventerebbe. Ma ritengo che il confine sia fluttuante, e non hanno così torto coloro che mettono in guardia prima dei possibili danni di una rappresentazione eccessivamente intensa di un atto di violenza. Rimane un problema, che non si può esaminare frettolosamente e che presenta aspetti sia estetici che morali.

Peter V. Ilsted - "Ragazza che legge una lettera" - 1908

Siamo ritornati per vie traverse alla guida del museo citata all’inizio del libro, che ci spiega con i termini tecnici dell’arte pittorica un dipinto raffigurante ‘Il ratto delle Sabine’. Quei critici che sottolineano il momento radicale e dunque avanguardista della pornografia, si lasciano sfuggire o ignorano la sensazione di minaccia che prende d’assalto le lettrici davanti a testi o dipinti che – quasi sempre – hanno come tema la riduzione ad oggetto, se non lesione, del corpo femminile. Un tale fascino erotico, benché accompagnato dal disagio, può risultare gradevole anche alle donne. ‘Il ratto delle Sabine’ può soddisfare fantasie masochistiche quanto sadiche e tutto ciò che si colloca tra questi due. Il contesto mitologico rende quindi possibile uno sguardo voluttuoso dell’opera, il quale lascerebbe spazio all’orrore se la scena fosse tratta dal nostro presente, per esempio se fosse un’illustrazione del notiziario del giorno.

 

Siamo arrivati alla controversa questione se possa esistere comunque una pornografia femminile oppure no. Nel movimento femminista ci sono voci che negano semplicemente questa possibilità, e altre che generalmente appoggiano le opere di carattere erotico per le donne e che vogliono anche scriverle. In entrambi i casi l’interesse è politico, nel senso di emancipatore del ruolo femminile. La pornografia, sia dal lato conservatore che da quello progressista, viene tanto attaccata quanto difesa: innanzitutto giudicata immorale come sempre, ma oggigiorno anche respinta in quanto incentiva la violenza contro le donne; confermata come liberazione attraverso la fantasia e protetta da eventuali limitazioni della libertà di stampa.

 

Il paradosso di questa politicizzazione del porno-dibattito è che le generalizzazioni sugli effetti di questi scritti (o per quanto mi riguarda anche film) sono difficili. La lettura pornografica è il più soggettivo, il più privato di tutti i piaceri estetici. Se qualcuno dicesse che un certo libro pornografico lo annoia, o che tutti i film pornografici la annoiano, allora lui/lei si esprimono su un altro piano rispetto all’affermazione che “Tarda estate” di Stifter è a tratti noioso. Nell’ultimo caso si può accettare che la dettagliata descrizione di un idillico paesaggio montano o floreale necessiti di una maggiore dinamica dell'azione; nel primo caso il lettore vuol dire semplicemente che la scena descritta non eccita né lui né lei personalmente. Io sono in grado di far conoscere all’annoiato lettore di Stifter le bellezze del libro, mentre richiamo l’attenzione su di loro. A qualcuno che mi vuole far conoscere un libro pornografico, che non mi fa nessuna impressione, posso solo dire: funziona per te e non per me.

 

L’odierno dibattito sulla pornografia si trascina tutta la zavorra degli squilibri sociali tra donne e uomini, per non parlare di un pessimismo culturale che vi nota solo segni di decadenza e di depravazione. Perciò non si permette neanche delle conclusioni, che contribuirebbero maggiormente al nostro tema che a un successivo, categorico Sì, le donne leggono in un altro modo. Tuttavia ritengo che sia proprio nella ristrettezza di genere di questi testi e nei dibattiti che ne scaturiscono che si vanno delineando i profili della lettura erotica, che, anche nella nostra società, rivestono un ruolo non indifferente nei nostri approcci con la letteratura colta. Sappiamo dal tempo di Sigmund Freud che la creatività scaturisce da un’erotica sublimata. E sappiamo dalla moderna teoria della letteratura che la lettura non è solo processo passivo, bensì diventa creatività. Se è vero che anche come lettori e lettrici adulti ed esperti non sfuggiamo al principio di identificazione, allora il fulcro o anche il dio di una tale lettura impegnata è l’Eros. Per questa ragione in parte si sovrappone e si scinde in maschile e in femminile e così sarà anche, a mio parere, nella progressiva uguaglianza dei ruoli sociali. In quest'ambito si trovano le differenze che permarrano anche quando saranno state superate quelle inutili riconducibili alla diversità educativa, ad ogni modo non ancora risolta. Nel frattempo dobbiamo conoscere meglio queste differenze al fine di valutarle adeguatamente nella nostra estetica.

E forse è anche falso il titolo di questo saggio, perché accusa ingiustamente la correttezza della standardizzazione maschile; ipotizza che il santuario della gioia, che in Schiller ha unito tutti gli uomini, sia piuttosto un Rotary Club di “fratelli”, nel quale le donne hanno posto solo come “donne leggiadre” conquistate da uomini. “Gli uomini leggono diversamente” sarebbe una proposta alternativa per il titolo. La stessa tesi nelle vesti dell’antitesi. La sintesi per ora tarda ad arrivare.




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1. Non è difficile intuire, sia nel tono che nel linguaggio, un‟allusione alla violenza perpetrata dai nazisti durante la persecuzione e la deportazione degli ebrei nella Seconda Guerra Mondiale.

2. J.W.von Goethe, titolo originale «Heideröslein», poesia tratta da 'Lieder', trad. ital.di M. T. Giannelli, in “Tutte le poesie”, Ed. diretta da Roberto Fertonani con la collab. di Enrico Ganni, pref. di Roberto Fertonani, Mondadori, Milano 1989.

3. «E il ragazzo sfrenato colse/la rosellina di brughiera./ La rosellina si difese e punse,/ma furono vani pianti e lamenti:/dovette proprio sopportarlo./», Trad. ital. tratta da Goethe, Op.cit., [...],
«Rosellina, rosellina rossa, rosellina di brughiera», in Id. pag.5.

4. Tradotto come 'La libertà dei liberatori' , il titolo di quest'opera teatrale è in realtà incentrato su una sottile ambiguità linguistica tra le parole Befreier e Freier che non può essere resa in traduzione italiana. Il primo termine significa appunto liberatore, mentre Freier può essere sia il pretendente che lo spasimante e, nella lingua parlata, può essere inteso anche come il cliente di una prostituta [in Dizionario Ted.-Ita. Zanichelli, 2004].

5. Significa “lettrici”. La parola è stata volutamente lasciata in lingua originale poiché non si sarebbe compreso il riferimento successivo alla I maiuscola [N.d.T.].

6. Cfr. Vivere ancora, p.113.

7. L'autrice fa riferimento alla morte di Ellison (16 aprile 1994) rispetto all'anno di prima pubblicazione del suo saggio.

8. La stessa caratteristica compare anche in italiano: infatti Sabatini suggerisce di evitare l'uso di uomo se riferito all'umanità in senso lato (es.: NO „I diritti dell'uomo'' SI „I diritti umani/della persona/dell'essere umano, ecc. Si potrebbe suggerire analogamente in inglese: NO „the rights of men''SI „the rights of humanity', ecc.; e in francese: NO „Les droits de l'homme''SI „Les droits de l'humanité, ecc. ) Cfr. Sabatini (1987).

9. «Tutti gli uomini diventano fratelli», in “Inno alla gioia”, traduzione ritmica di G. F. Trampus (Ed. Ricordi). É curioso come anche la linguista tedesca Luise F. Pusch, che si occupa peraltro di linguaggio di genere, abbia colto questa particolarità intitolando uno dei suoi libri «Alle Menschen werden Schwestern: feministische Sprachkritik» (Suhrkamp 1990).

10. 'Fratelli e sorelle', Diz.Ted-Ita, Zanichelli, 2004.

11. «L'uomo a cui la sorte benevola, /concesse di essere amico di un amico, /chi ha ottenuto una donna leggiadra, /unisca il suo giubilo al nostro!».

12. Il termine originale è molto più accentuato che in italiano (unweiblich) .

13. «Bene! Allora io porgo a questo giovane la mia mano,/offro a questo uomo libero la libera figlia di Elvezia», F. Schiller, “Guglielmo Tell”, trad. italiana di B. Allason, 1989, p.100.

14. «E io dichiaro liberi tutti i miei vassalli», F. Schiller, op.cit, Ibid, p.100.

15. Quest'ultimo termine non compare nel testo originale ma è stato necessario inserirlo per facilitare la comprensione del testo tradotto a un lettore di lingua italiana [N.d.T.].

16. Conosciuto ai più sotto l'abbreviazione di Marat/Sade, P. Weiss, 1963.
 

 

A cura di Daniela Scanu
Online dal 17 Marzo 2010 - Ultimo aggiornamento 20 Marzo 2010

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La realizzazione tecnica di queste pagine web è il frutto di un periodo di tirocinio formativo di 250 ore svolto dalla laureanda presso l'ufficio Reference & Web della Biblioteca del Dipartimento. La realizzazione di una versione ipertestuale con testo a fronte della traduzione oggetto di tesi è sembrata interessante per consentire alla candidata di mettere a fuoco all'interno della traduzione stessa le ragioni delle scelte linguistiche operate arricchendo al contempo il testo di riferimenti extratestuali di spiegazione e approfondimento. Il testo tradotto è tuttora inedito in lingua italiana alla data di ultimo aggiornamento delle pagine.
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